Wasserknappheit

AUCH OHNE LEITUNGSWASSER geht das Leben weiter: Seit Freitagmittag kommt aus den Wasserhähnen im Zentrum Ocotals kein Tropfen mehr; wir sind sozusagen auf das Wasser, das für den Fall des Falles in Tonnen und Eimern gesammtelt wird, und den Regen angewiesen. Aber auch das neigt sich schnell dem Ende zu – daher lautet die Devise: Dort duschen, wo es noch Wasser gibt oder an den Fluss gehen! Letzteres wollte ich mir nicht entgehen lassen – die Erfahrung musste einfach gemacht werden!

Am Sonntagmorgen, vor dem domingo cultural, habe ich meinen Rucksack gepackt und bin losgejoggt. Meine übliche Runde führt durchs größte barrio Ocotals, das barrio Sandino, und von dort auf der carretera zurück zur Panamericana. Unmittelbar vor der Kreuzung, nach etwa zwei Dritteln meiner Laufstrecke, überquert die Straße den Río Dipilto, der, aus Norden kommend, bei Ocotal in den Río Coco, den größten Fluss Nicaraguas, mündet. Und in jenem Río Dipilto wollte ich mich waschen.

Obwohl das Wasser wirklich sehr braun und sandig war, habe ich mich in die Fluten gestellt, mich mit Seife und Wasser gewaschen. Ich bin mir zwar sicher, dass ich im Endeffekt kein bisschen sauberer geworden bin durch diese Aktion – aber es war trotzdem interessant, das einmal zu machen!

Danach stand ich jedoch unter großem Zeitdruck: Es war schon kurz nach acht und für halb neun war ich mit den anderen in der Bücherei verarbredet, um den domingo cultural vorzubereiten! Netterweise durfte ich gleich auf der ersten camioneta, die in meine Richtung unterwegs war, mitfahren und so kam ich noch halbwegs rechtzeitig zu Hause und dann auch in den Abejitas an!

Jetzt, mit Flusssand im Haar und einem inzwischen doch beachtlichen Wäschehaufen, hoffe ich, dass das Wasser bald wieder kommt! Ansonsten: Regenwasser sammeln; auf das Wetter kann man sich verlassen!

Nachtrag: Land in Sicht! Das Wasser kommt langsam zurück. Langsam - aber immerhin!