Samstag, 15. März 2008

Frohe Ostern!

ENDLICH: SEMANA SANTA! Die Karwoche wird hier generell als Anlass zum Feiern genommen – zumindest ruht die Arbeit. Dass Julian und ich diese Frei-Zeit nutzen, um weitere Teile Nicaraguas kennenzulernen, ist bereits bekannt.

Aber auch in Ocotal kennen wir noch lange nicht alles: Heute ging es von der Bücherei aus zur Müllhalde von Ocotal. Die liegt südlich der Stadt und ist auch von weitem sehr einfach zu lokalisieren, da über ihr immer Rauchschwaden zu sehen sind: Der Müll der dorthin transportiert wird, schmort langsam vor sich hin, was nicht gerade zum Umweltschutz beiträgt.

Die Idee, diese kleine Exkursion mit der Arbeit in der Bücherei zu verbinden, war nicht sonderlich effektiv: Diejenigen, die angekündigt hatten, an der Aktivität teilzunehmen, schliefen lieber aus; der einzige, der erschien, wurde von seinem Vater abgeholt, bevor wir aufbrachen – er hatte erzählt, dass die Schule ausfallen würde, was in den Augen des Vaters eine Lüge war, die bestraft werden musste: Der Junge erzählte später, dass er sich eine kurze Hose anziehen und sich dann auf eine dünne Sandschicht auf dem Boden knien musste. Eine halbe Stunde lang. Das hat mich erschrocken; allerdings hat man mir erzählt, dass das harmlos sei: Anderen Kindern würden zusätzlich Gewichte wie Ziegelsteine auf den Schultern oder dem Kopf platziert.

Zurück zur Müllhalde: Juve und ich brachen also nur zu zweit auf, um die chureca zu sehen.
Sonderlich viel Müll ist dort nicht – in den Straßen der Stadt liegt vermutlich mehr herum. Doch die Müllhaufen sind groß genug, um einigen Menschen Arbeit zu bieten: Die ärmsten der Armen suchen dort nach Plastikflaschen oder Blechdosen, manche auch nach Aluminium, um diese Güter Pfundweise zu verkaufen. Das Pfund Aluminiummüll kostet beispielsweise neun Córdoba fünzig – rund dreißig Eurocent! Als ob die erniedrigende Arbeit im Müll an sich nicht schon schlimm genug wäre, kommt hinzu, dass die „Arbeiter” die ganze Zeit in wahrscheinlich hochgiftigen Rauchschwaden herumlaufen, die Sonne die ganze Zeit über sich.

Juve und ich haben nur vier oder fünf Männer gesehen, die in der Müllhalde arbeiteten – von den Kindern, die dort angeblich auch arbeiten, haben wir keine gesehen.

Auf dem Rückweg kamen wir an einem Baum vorbei, durch dessen kahle Zweige der Himmel kaum zu sehen war: Ein Heer von Geiern hatte sich auf ihm niedergelassen – mit gutem Grund: Unter dem Baum lag eine verendete Kuh, die den Geiern ein Festmahl bot...

Mit diesen unangenehmen und unapettitlichen Eindrücken verabschiede ich mich in meine Osterferien: Morgen fahren Julian und ich los – euch wünsche ich a) viel Glück bei den restlichen Abiklausuren, b) ein schönes Osterfest und c) schöne Osterferien, die bei euch eine Woche später sind als hier – zumindest in Hessen!
Bis bald!

1 Kommentar:

Moni hat gesagt…

Lieber Simon,
das klingt wirklich nicht sehr appetittlich, was Du da erzählst. Würg!..
Ich wünsche Dir auch schöne Ferien, gute Reise und frohe Ostern.
Viele liebe Grüße,Deine Moni