Uniformen

WEGEN DER REISE, die Julian und ich gerne nach Mexiko unternehmen würden, war ich gestern in der migración: Ich wollte mich erkundigen, welche Papiere nötig sind, um mit einem Auto über die Grenze zu kommen. Bei dieser Gelegenheit fragte mich mein uniformierter Gegenüber gleich nach meinen Papieren, nach meiner Aufenthaltsberechtigung. Ich sagte ihm, dass ich die habe – in meinem Zimmer, nicht in der Hosentasche.

Meine Eingangsfrage war vergessen: Wie ich denn ohne Papiere herumlaufen könne in einem Land, in dem man sich an jedem Ort zu jeder Tages- und Nachtzeit ausweisen können müsse? Wie er mir glauben könne, dass ich mich legal in Nicaragua aufhalte? Kurzum: Stress! Also musste ich dem Herren die Nummer der Familie Olivas Paz geben, damit er dort anrufen könnte, um sich meinen Pass bringen zu lassen. Aber: Nein! Mein Zimmer war verschlossen, ich natürlich nicht im Haus (wie schön das gewesen wäre in diesem Moment!). Doch ich hatte Glück: Der Beamte kennt die Familie, war ein Freund von Laura Sofía Olivas Paz, die vor siebenundzwanzig Jahren im Kampf für die Revolution starb – und nach der der Herr mich überflüssigerweise fragte; denkbar blöd! – und ist auch mit Ana Julia bekannt.

Meine „connections” retteten mich, sodass ich ohne Probleme, dafür aber mit einer kleinen Verspätung zur Arbeit fahren konnte. Und einmal mehr wurde deutlich: Wer eine Uniform trägt, fühlt sich außerordentlich wichtig, auch wenn die einzige Kompetenz darin besteht, schnell und unverständlich reden zu können...