Mittwoch, 13. Februar 2008

Nerven

WER ARBEIT SUCHT, sollte nicht auf die Idee kommen, nach Nicaragua zu fliegen: Die Arbeitslosenquote wird mit bis zu achtzig Prozent beziffert, und selbst viele berufstätige Menschen wirken nicht so, als ob sie viel zu arbeiten hätten.

Im Wartezimmer sitzen Patienten, in der Praxis plaudert und lacht der Arzt seelenruhig mit ein paar Freunden: Wenn keiner erinnernd an die Tür klopft, gibt es keine Sprechstunde. In der Computerwerkstatt ist die einzige halbwegs fähige Person seit ungefähr zwei Monaten einfach nicht mehr anzutreffen. Jedes Mal heißt es: „Morgen oder übermorgen könnte er wieder hier sein, aber mit absoluter Sicherheit kann ich Ihnen das nicht sagen!“ Die Frau, die dafür zuständig ist, dass im Polideportivo nur die Gruppen und Mannschaften spielen, die in der alcaldía (Rathaus) um Erlaubnis gebeten haben, sitzt den ganzen Tag auf der Tribüne und hat nichts zu tun.

Ab und zu ist es frustrierend: Ich suche nach einem Ratschlag, nach einer Antwort auf irgendein Problem – und werde nicht fündig. Auf ein und dieselbe Frage bekomme ich zig unterschiedliche Antworten, von denen nicht eine richtig ist – lieber etwas Falsches sagen als zuzugeben, die Antwort nicht zu kennen. Ich werde mit falschen Informationen von einer Adresse zur nächsten geschickt, weil niemand für nichts Verantwortung übernehmen kann oder will.

Auf die Dauer ist das nicht nur ermüdend, sondern auch nervig. Hin und wieder schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass es doch eigentlich nicht so verwunderlich ist, dass es Nicaragua und den Nicaraguanern so geht, wie es ihnen eben geht, nämlich größtensteils schlecht. Klar: So einfach kann man das nicht sagen; aber manchmal geht es nicht anders...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Simon,
soll ich Dir ein Paket mit Arbeit schicken? Ich hätte was abzugeben... Und Du schickst mir im Gegenzug ein Portion Zeit, das wäre ein guter Tausch!
Viele Grüße vom Schreibtisch,
DL

Moni hat gesagt…

Lieber Simon!
Das kann ich verstehen, dass Du da so ab und zu den Frust bekommst! Ich denke auch, so hart es klingt, dass der Gedanke, den Du erwähnst, nicht so falsch ist. Dann fragt man sich dann auch, ob sich da jemals was ändern wird, oder wollen sie es nicht anders, bzw. können nicht...würden sie es ändern, wenn sie könnten???Naja,das werden wohl alles eher unbeantwortete Fragen bleiben.Aber was das Thema "Lust zur Arbeit" angeht,...da kann man ja auch hier in unserem netten Ländle schon auch ab und zu mal "echt krasse" Sachen hören oder erleben.Ein nettes Beispiel gleich ganz "frisch" von einer Radiosendung gestern: Umfrage bei Lehramts-Studenten: bei 70%(!!) stand der Grund des Studiums "gerne Lehrer sein" an vierter(!!) Stelle nach:1.: "Guter Verdienst,2.: viel Ferien,
3.:Verbeamtung"...und wenn Verbeamtung dann mal abgeschafft wird, dann..."naja-...vielleicht doch lieber was anderes studieren"....Wenn da mal nicht irgendwann die Bildung auf der Srecke bleibt!!? Und dann:....!?!?!
Also,mi amor, Kopf nicht hängen lassen, Hauptsach` Du tust, was Du für richtig hälst und bist zufrieden mit dem, was Du machst, gell?
Liebe Grüße aus dem kalten Deutschland von Deiner meist zufriedenen Tante