EINEN KEINEN ÜBERBLICK über die letzten Tage möchte ich euch heute vermitteln.
Managua. Es ist beinahe schon Routine, dass Julian und ich uns an den Wochenenden nach Managua aufmachen. Dieses Mal war dann auch das Visum da, sodass wir davon ausgehen, den Weg in die Hauptstadt ersteinmal ein paar Wochen oder am besten ein paar Monate nicht mehr anzutreten.
Familie. Ricardo und Valeska sind Eltern! Am siebten November kam René Mateo zur Welt. Per Kaiserschnitt. Mutter und Kind sind inzwischen wohl auf und zu Hause, womit inzwischen nunmehr nicht weniger als elf Personen in diesem Haus leben – die Großeltern, Ana Julia, die Nichten Belinda und Daniela, Albertina mit Mutter María, Ricardo, Valeska, das Baby und ich. Hinzu kommen tagsüber auch noch Rosa, Darling und zwei weitere Arbeitskräfte, deren Namen ich mir nie merken kann – ein Mädchen und ein Herr, der aufgrund seiner Alkoholprobleme kein Geld für Nahrung hat und sich diese hier verdient, indem er in der Bäckerei mithilft.
Arbeit. Heute fand wieder mal ein domingo cultural statt. In der casita (hier wird unter der Woche Unterricht gemacht, außerdem können die Kinder zum Spielen kommen; eine Einrichtung von INPRHU) im barrio Nuevo Amanecer, einem der ärmsten Stadtteile Ocotals, sind wir am Vormittag mit Bilderbüchern, Diabolos, Gesellschaftsspielen und Mal- und Zeichenmaterial angerückt, um den Kindern aus dem barrio die Möglichkeit zu geben, sich ein wenig zu beschäftigen. Es ist zwar einerseits sehr schön, so mit den Kindern zusammenzusein, mitten in ihrem fröhlichen Lärm, andererseits sehe ich mich in solchen Situationen immer darin bestätigt, dass Padagogik und dergleichen sicherlich nichts für mich sind!
Ocotal. Gestern hat mir Julian das barrio 19 de julio gezeigt. Aus diesem barrio im Süden Ocotals kommen die Kinder, mit denen er im preescolar zusammenarbeitet: Zweifelsohne ist das eine der schlimmsten Ecken der Stadt.
Innerhalb der letzten Jahre wurden die kleinen Grundstücke nach und nach verkauft, Hütten – nicht selten nur aus Holz und Plastik – darauf errichtet, sodass ein neuer Stadtteil Ocotals entstand. Ursprünglich sollten hier nur Sandinisten leben, daher auch der Name des Ortsteiles, der auf den Tag des Triumpfes der Revolution zurückzuführen ist. Weil der Grund aber nicht von der Stadt, sondern von privat verkauft wurde, weigert sich das Rathaus, das 19 de julio als Stadtteil anzuerkennen.
Es gibt ein Kabel, das durch den ganzen Ort gespannt ist und an das sich jede Familie notdürftig mit Drähten angeschlossen hat, um Strom zu haben: Ein seltsames Gefühl, an Häusern aus Plastikplanen vorbeizulaufen, aus denen laute Musik aus dem Radio dröhnt. Dass es keine einzige gepflasterte geschweigedenn geteerte Straße gibt, führte in der Regenzeit dazu, dass das Wasser die Wege nach und nach abträgt und unpassierbar macht: Das barrio liegt in einem Tal, in dem sich bei starkem Niederschlag ein reißender Fluss bildet.
Ein konservativer Abgeordneter verspricht der Bevölkerung des 19 de julio Strom und Wasser – wenn dafür der Name des Stadtteiles geändert wird. Es gibt Leute, die daran glauben – ein paar Konservative und Liberale haben sich eben doch eingeschlichen. Immer wieder staune ich jedenfalls darüber, dass es scheinbar immer noch schlimmer geht...
Uhrzeit. In Deutschland ist also wieder Winterzeit? Hier nicht: Die Zeitumstellung hat hier zwischenzeitlich existiert, wurde aber von der aktuellen Regierung wieder abgeschafft. Resultat: Nur noch sieben Stunden Unterschied zwischen deutscher und nicaraguanischer Zeit.
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2 Kommentare:
Hey Simon
Gruess die frischgebackenen Eltern Ricardo und Valeska lieb von mir... Leonid folgt ja auch bald. Nicas sind da einfach schneller dran als wir!
Ich habe den gestrigen Sonntag genutzt, um mal ein bissel raften zu gehen. Ein sehr guenstiger Spass hier in Baños, Ecuador!!!
Eine schoene Woche und bis bald
johannes
Schade, dass du kein Lehrer wirst ;)
Hannes
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