Sonntag, 12. August 2007

Irgendwie anders...

DIE KLEINEN UNTERSCHIEDE zwischen unterschiedlichen Kulturen sind am interessantesten. Das sagt Vince Vega – und das erlebe ich hier. Dass man hier eine andere Küche haben würde, dass das Klima anders sein würde, dass die Armut größer und die Bildung häufig schlechter sein würde – das alles konnte ich mir ja denken oder bekam es in vielfacher Ausführung gesagt.

Aber von ein paar Details wusste ich noch nichts und hatte das Vergnügen, sie hier kennenzulernen...
Die Handbewegung, die man hier gebraucht, um eine andere Person zu sich zu winken, ist in Deutschland durchaus gängig – um jemanden wegzuschicken! Das hat anfangs immer wieder zu Verwirrung meinerseits geführt, weil ich immer erst ein wenig Zeit benötigte, um zu verstehen, was Sache war.

Momentan ist hier Regenzeit. Das bedeutet aber nicht, dass es den lieben langen Tag schüttet, sondern dass es, wenn überhaupt, einmal am Tag regnet, eine Stunde ungefähr. Während das Leben in Deutschland auch während eines Regenschauers weitergeht, bleibt die Zeit in Nicaragua stehen, wenn es draußen nass wird: Niemand verlässt das Haus, bevor der Regen wieder aufhört. Bei der gestrigen Miss-Wahl im Polideportivo waren sicherlich mehr aus tausend Zuschauer anwesend – und weil gegen Ende der Veranstaltung draußen ein ziemlich heftiger Wolkenbruch einsetzte, blieben diese Tausend noch eine Stunde länger unter dem teils dichten Dach des Polis, um nicht in den Regen treten zu müssen.

Das Fahrrad spielt hier eine wichtige Rolle, ist innerorts Verkehrsmittel Nummer eins. Aber hier wird nicht Fahrrad gefahren wie in Deutschland – häufig kommt es vor, dass auf einem Fahrrad drei Leute oder mehr fahren: Das Fahrrad: Das Verkehrsmittel für die ganze Familie! Außerdem wird auf dem Fahrrad alles transportiert: Getränke – Gasflaschen – Brennholz – meterlange Metallstangen... Nur Fahrradhelme werden nicht „transportiert“, die scheint es hier gar nicht zu geben.

In Kleinbussen für fünfzehn Personen fahren nicht fünfzehn Personen mit: Fünfundzwanzig passen ohne Probleme! Auf den Camionetas (Pick-Ups), die ja in der Regel für maximal fünf Personen gedacht sind, fahren häufig noch fünf bis zehn Menschen auf der Ladefläche mit. Das klingt zwar ziemlich gewagt und gefährlich, aber der Verkehr ist hier im Allgemeinen langsamer als in Deutschland: Im Ort kann man mit dem Fahrrad genauso schnell unterwegs sein, wie die Autos. Auf der Panamericana sieht das anders aus – und Verkehrsunfälle kommen durchaus vor.

Weitere Unterschiede gibt es – ich werde zu gegebener Zeit wieder ein paar an dieser Stelle zusammenschreiben. Liebe Grüße und bis denn, dann!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

bin gestern wieder aus dem urlaub gekommen. konnte deswegen weder schreiben, noch deinen blog lesen und war umso erstaunter, dass es gleich drei oder vier waren, die ich lesen konnte.
immer wieder schön so zu erfahren, wie es dir geht.

ich schreib dir die tage auch mal wieder eine mail.
lass es dir gut gehen!

kum

Moni hat gesagt…

Also, ich habe früher auch immer 2 Freundinnen auf meinem Fahrrad mitgenommen: eine saß auf dem Sattel, eine auf dem Gepäckständer und ich bin "stehend" geradelt! Ist doch ganz normal, "so" Fahrrad zu fahren, oder?!?!... :-)
Zum Thema überfüllter Bus:
Ich erinnere mich an eine aufregende Fahrt in Chile: Ich stand auf dem Trittbrett an der Hintertür eines völlig überfüllten Busses und hielt mich an einer Stange fest. Der Bus fuhr sogar mal über eine HÄNGEBRÜCKE(!!!),natürlich ein reißender Fluß darunter...und mein schwerer Rucksack am Rücken wollte mich immer nach hinten ziehen (schluck) Dazu kam, dass es dem Busfahrer besondere Freude machte, vor Kuppen richtig Anlauf zu nehmen, Gas zu geben, um dann förmlich über die Kuppen zu "fliegen". Alle Mitfahrer haben vor Freude gejohlt..ich nicht direkt...Schließlich blieb der Bus noch in einem Matschloch stecken, wir mußten alle aussteigen und beim Schieben helfen....Im Nachhinein denke ich mit Schmunzeln daran, damals fand ich es nicht immer so ganz prickelnd!
Lieber Simon, mach`s gut, ich denk an Dich! Ciao, bis zum nächsten Mal, Deine " Patent-Ant`n"