Zu Gast bei "Los Pipitos"

MIT DEM ZIRKUS ging es heute zu den „Pipitos“ – das ist eine Einrichtung, in der behinderte Kinder tagsüber unterkommen, spielen und lernen können und dabei von ausgebildetem Personal betreut werden. Die Zirkusgruppe ist also zu dieser Einrichtung gefahren, um ein paar der Dinge, die wir gelernt haben, zu präsentieren und den Kindern vor Ort den einen oder anderen Trick beizubringen...

Das alles ist jedoch leichter gesagt als getan: Zunächst verzögerte sich die Abfahrt um einige Minuten, was keineswegs an der magelnden Pünktlichkeit der Nicas lag, sondern vielmeh an den ausgiebigen Regenfällen in der letzten Nacht – wir haben mehr als hundert Liter Wasser vom Boden der Bibliothek aufgewischt, um die Räumlichkeiten wieder einigermassen begehbar zu machen; so ganz dicht ist das Dach eben nicht!

Dann, bei den Pipitos angekommen, wurde deutlich, dass wir uns viel zu wenig Gedanken über die durchführung der Aktivität gemacht hatten. Mal stibitzte sich das Kind ein Diabolo, mal riss sich das andere Kind Jonglierbälle unter den Nagel – und es herrschte das total Chaos. Wir, die Zirkusleiter, mussten also umdisponieren: Wie wollen wir unser Können präsentieren? Und wie können wir danach die Kinder von Los Pipitos trainieren lassen?

Zunächst zeigten also eine Diabologruppe, dann die Jongleure und schliesslich der Einradspezialist Carlos, was sie schon können; danach stüzten sich die Kinder von der Einrichtung auf die Materialien und übten ein wenig. Was mich erstaunt: Trotz des Chaos’ haben wir alles wieder mit in die Bücherei genommen, ohne auch nur einen Jonglierball verloren zu haben!

Noch ein paar Worte zu Los Pipitos: Diese Organisation unterhält nicht nur in Ocotal eine Einrichtung, sondern ist landesweit vertreten – in Estelí arbeiten beispielsweise deutsche Freiwillige bei Los Pipitos. Finanzielle Unterstützung kommt vor allem aus dem Ausland und macht es möglich, dass auch die ärmsten Kinder bei Bedarf mit ordentlichen Hörgeräten ausgestattet werden können. Dafür sind natürlich Untersuchungen nötig – aber auch für die kommen Los Pipitos auf!

Aber auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt: Gestern wurde, wie man uns erzählte, ein Mädchen vergewaltigt in Los Pipitos, Ocotal – von einem Lehrer! Das ist schlimm, und noch trauriger ist die Vorstellung, dass dem Mann nicht passiert; wir wissen jedenfalls nicht, ob er heute vielleicht auch da war und immer noch arbeitet...