Samstag, 4. August 2007

Geweint

ICH MAG WEIN, aber ich habe noch nie bei einer Weinlese mitgeholfen oder auf eine andere Art und Weise an der Herstellung dieses edlen Trunktranks (aha!) teilgenommen. Dass das ausgerechnet in Nicaragua, das ja nicht gerade für besonders gute Weine bekannt ist, geschehen würde, hätte ich auch selber nicht gedacht. Aber das Leben ist eben eine Wundertüte und die Wege des Herrn sind unergründbar...

Nachdem ich in den letzten Tagen immer wieder in höchster Not gerade noch pünktlich bei der Arbeit erscheinen konnte, weil ich meinen Wecker überhörte und nur wegen meiner Gott sei Dank zur Abwechslung mal funktionierenden inneren Uhr irgendwie noch mehr oder weniger rechtzeitig aufstehen konnte, habe ich es am Freitag tatsächlich geschafft, um fünf Uhr nachts aufzustehen!

Ich hatte mich mit Arnau und Antonia verabredet; wir wollten nach Jícaro fahren, um dort einer kleinen weinproduzierenden Kooperative einen Besuch abzustatten und bei dieser Gelegenheit gleich mit anzupacken. Was uns erwarten würde, wusste niemand so wirklich. Wozu auch?

Letzten Endes waren wir zu fünft – Ana Julia (meine Gastmutter, für die etwas Langsameren) und ein Fahrer waren noch dabei, als wir auf die Ladefläche des Kleinlasters kletterten. Die war mit Matratzen gepolstert, was für ein Luxus! Durch die kühle Morgenluft und über immer schlechter werdende Straßen fuhren/holperten wir übers Land. Hin und wieder drohte der Laster im Matsch hängenzubleiben, wir verfuhren uns einmal in der Pampa, und immer waren Arnau, Antonia oder – meistens – ich am Schlafen. Letzteres hat mich an die Jugendfreizeiten in den letzten Jahren erinnert, in deren Rahmen sich die Fahrer der stets zum Einsatz kommenden Kleinbusse über die schlafenden Mitfahrer ärgerten, die im Land der Träume unterwegs waren, während sie selbst tapfer gegen die Müdigkeit zu kämpfen hatten...

Bei uns ging es aber nicht auf eine Freizeit, sondern zur Arbeit!
Wir hatten Weintrauben dabei, die dann unter anderem von uns verarbeitet wurden: Erst mussten sie von den Reben gelöst, dann gewaschen und schließlich gründlich und mehrmals gepresst werden. Alles von Hand, versteht sich! Während der Arbeit hatten wir die Gelegenheit, etwas über diese Kooperative zu erfahren: Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss einiger weniger Bauern, die sich vor wenigen Jahren dazu entschlossen, Wein herzustellen und zu verkaufen. Obwohl – oder gerade weil – nicaraguanischer Wein auch in Nicaragua eine Seltenheit ist. Neben normalem Rotwein produzieren die Bauern außerdem Ananas-, Orangen- und Jamaicawein. Vor allem der Orangenwein findet guten Absatz – das ist ja wie in Eppstein!

Interessant fand ich vor allem, dass dieser Wein ohne Zwischenhändler verkauft wird; die Kooperative will von dem, was sie verkauft, leben können und nicht nur Dritten zu Reichtum verhelfen. Bei der Vermarktung wird sie von INPRHU unterstützt und kann davon wohl schon ganz gut leben. Überraschenderweise ist der Wein gar nicht billig, nicht einmal für deutsche Verhältnisse: Eine Flasche Rotwein kostet achtzig Córdoba!

Am Nachmittag traten wir dann den Rückweg an. Wir waren beeindruckt von dem, was wir gesehen hatten und zufrieden mit unserer Arbeit, deren Ergebnis ich mir in ein paar Monaten auf der Zunge zergehen lassen werde.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Simon,
heb ein paar Flaschen auf und bring sie nächstes Jahr mit. Wir machen dann eine kleine Verkostung! Bestimmt gibt es in Bremthal Leute, die schon immer mal wissen wollten, wie nicaraguanischer Wein schmeckt! Meint Deine Mutter.

Anonym hat gesagt…

Hey Simon,
schmeckt der Wein wirklich so schlecht? Hattet ihr eine "Weinprobe" gleich dabei? Vielleicht habe ich das auch überlesen. Wenn ja, tut es mir leid. Ich habe heute ein wenig von diesem "Trunktrank" zu mir genommen. ;-) Viel Spaß noch und gutes Gelingen bei allem was du tust.

Es grüßt der Patrik.

Ingrid hat gesagt…

Lieber Simon,
melde mich hiermit schon mal zur Weinprobe an, ....falls du welchen mitbringst.....In unserem Eine-Welt-Laden gibt es auch Wein von kleinsten Cooperativen, ... vielleicht ähnlich abenteuerlich hergestllt, wer weiß...Schmecken jedenfalls interessant bis ganz gut.
Ansonsten erfreue ich mich immer an deinen Erfahrungen, Berichten und auch Fotos. Es ist schön, wenn du uns ein bisschen "mitnimmst" auf deine Reise. Das Wetter hier ist besch...eiden, alles andere als Sommer, da kriegt man gern ein bisschen Fernweh. Außerdem hat ja hier in NRW die Schule und damit der Alltag auch wieder begonnen.
Wir grüßen dich alle ganz herzlich, lass es dir weiterhin gut gehen.
Ingrid und der Witte-Clan

Anonym hat gesagt…

Ach Simon ich glaub du vergiss langsam den göttlichen Geschmack des 5,0 %. Du Rüpel. Musstet ihr die Trauben zertreten oder hattet ihr ne Presse?! Am Samstag ist es dann endlich wieder soweit. Das Runde muss ins Eckige. Sonntags gibts dann das Ruhrpott Duell MSV vs. BvB

Ich werd dir ne Mail schicken. Machs gut